Von der Hochleistungs- zur Erschöpfungsgesellschaft?

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“Der Wandel der Arbeitswelt hat die Anforderungen an die Beschäftigten revolutioniert – die Konsequenzen werden sichtbar.

Die Welt, in der Arbeit stattfindet, hat sich seit den 1970er-Jahren des 20. Jahrhunderts verändert – mit einschneidenden Auswirkungen auf die Arbeits- und Gesellschaftsbedingungen. War in den 1970er-Jahren jeweils die Hälfte der Beschäftigten in der Industrie/im Gewerbe und im Dienstleistungssektor tätig, arbeiten heute etwa zwei Drittel im Dienstleistungsbereich. Die Änderung der sektoralen Verhältnisse ist durch eine zunehmende Verlagerung von körperlichen zu psychischen Arbeitsanforderungen gekennzeichnet. Steigende Wissens- und neue Denkanforderungen sowie vermehrt gefordertes Selbstmanagement spielen hierbei eine zentrale Rolle. Besondere Bedeutung kommt dem Gefühlsmanagement zu, das Erzeugen und Beherrschen von Gefühlsäußerungen ist im Dienstleistungsbereich von großer Wichtigkeit (vgl. Hacker, Sachse, 2014).

Wo führt der Weg hin?
Die Globalisierung der Märkte führt kontinuierlich zu einer Steigerung des Lohn- und Konkurrenzdrucks, nationale Spiel- und Freiräume werden kleiner. Sozial-, Schutz- und Umweltstandards werden „kostenbedingt“ immer mehr ausgehöhlt. Die rasanten technologischen Entwicklungen im Informations- und Kommunikationsbereich beschleunigen das (Arbeits-)Leben. Auch die Weiterentwicklung von theoretischem und praktischem Wissen sowie von Qualifikationen unterliegt dieser Beschleunigung.

Auf Unternehmensebene kommt es zu einer beständigen Flexibilisierung auf struktureller und hierarchischer Ebene. Auf der einen Seite wird den ArbeitnehmerInnen in immer höherem Maß (scheinbare) Handlungsautonomie und Flexibilität zugestanden. Auf der anderen Seite entstehen aber neue Restriktionen wie beispielsweise stärkere Ergebnisorientierung, Verdichtung der Arbeit (hohe Produktivität in möglichst kurzer Zeit), Verknappung von Ressourcen etc. ArbeitnehmerInnen werden dazu „motiviert“, ihre Tätigkeit intensiver und „beschleunigter“ auszuführen. Die Verantwortung für das „Funktionieren“ des Unternehmens bzw. die unternehmerische Verantwortung des Arbeitgebers wird zunehmend auf die Beschäftigten übertragen. Dies wird oftmals über Managementsysteme realisiert, die mit (engen) Zielvereinbarungen operieren. Die „erzwungene Selbstausbeutung“ wird als „selbstbestimmte Überforderung“ erlebt (Kratzer, 2012).

Die neuen Arbeits- und Gesellschaftsbedingungen bilden sich sprachlich durch unterschiedliche Bezeichnungen unserer Gesellschaft ab: „Wettbewerbsgesellschaft“, „Wissensgesellschaft“, „Hochleistungsgesellschaft“ – manche sprechen jedoch bereits von der „Ermüdungs- oder Erschöpfungsgesellschaft“. Arbeitswelt – quo vadis?”(gesundearbeit)